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Was bringt uns 2021?

tromby · 288

tromby

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    • Beiträge: 362
am: 01. Januar 2021 14:10:24
Liebe Community

Von Herzen wünsche ich euch allen ein gutes & gesundes neues Jahr!

Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass 2020 kaum eine Whiskymesse stattfindet, massenweise Tastings abgesagt werden und auch die privaten Whiskytreffen kaum stattfinden konnten. Ich muss gestehen, dass mir das alles sehr fehlt.  :'(

Nun ist der richtige Zeitpunkt, nach vorne zu schauen.
Was die aktuellen pandemischen Entwicklungen betrifft, so können wir nur zuwarten und hoffen, dass sich die Situation baldmöglichst entspannt. Darüber zu spekulieren ist wohl müssig. Es wäre jedoch interessant zu lesen, was eure Einschätzungen und Erwartungen zur Entwicklung auf dem Whiskymarkt sind.
Aus welcher Ecke erwartet ihr Neuigkeiten? Wo vermutet ihr Veränderungen? Was wird mit den Preisen passieren?
Welche Whiskies haben euch 2020 positiv/negativ überrascht? Auf Abfüllungen welcher Brennerei seid ihr gespannt?

Ein paar von meinen Gedanken:
Wie ich vernehmen konnte, ist der Konsum von qualitativ hochwertigem Whisky während 2020 nicht wirklich zurückgegangen. Ein Händler meinte, dass bei ihm vermehrt die teuren Flaschen gekauft worden sind. Es scheint, als hätten die vielen Einschränkungen dazu geführt, dass man das Geld in guten Whisky investieren wollte und sich eher mal was gönnt. Ich bin gespannt, ob die wirtschaftlichen Konsequenzen in 2021 mehr zu spüren sein werden und die Whiskykäufe dann eher zurückgehen.
Auch gespannt bin ich, ob die wirtschafltichen Auswirkungen in Schottland zu einer Kurskorrektur oder mittelfristigen Bereinigung führen: Es wurden so viele neue Brennereien eröffnet und die Kapazitäten der bisherigen an die obere Grenze gebracht. Ich bin nicht sicher, ob es da dieses Jahr nicht ein paar Änderungen geben wird.

Bezüglich Whisky war es vergangenes Jahr schwieriger, die neuen Sachen zu probieren.
Von Glenallachie kamen - wie erwartet - viele neue Single Casks. Mich haben leider die wenigsten wirklich überzeugt. Die etwas älteren waren dafür preislich "schwierig".
Viele wussten schon, dass man bei Loch Lomond gut hinschauen sollte. Die haben in der jüngeren Vergangenheit immer bessere Sachen herausgebracht. Auch ihre "Schwester" Glen Scotia weiss mit spannenden Single Casks auf sich aufmerksam zu machen.
Dafür scheint bei BenRiach bezüglich der Single Casks nicht mehr viel zu kommen. (Aussage eines Händlers) Hier bekommt man nun die Auswirkungen der Übernahme durch Brown-Forman zu spüren.

Ansonsten setzten sich die Trends fort: Preise steigen; schwache Whiskies werden in noch so komischen Fässern gefinished; die UA haben immer mehr Mühe gute Fässer zu finden etc.
Diverse haben ihre Abfüllungen auch wieder mal einem Rebranding unterzogen: Arran, Benromach, BenRiach, Balblair... Bei Balblär hat dies meines Erachtens auch zu einer merklichen Verschlechterung des Inhalts geführt. Ich war von den neuen Standards nur enttäuscht.
Warum machen die das praktisch im 5-Jahres-Rhythmus? Das wird sich mir nie erschliessen!  ::)

Und noch dies: Vor wenigen Jahren haben wir uns gefreut, dass endlich die ersten Abfüllugnen von Daftmill auf den Markt kamen. Was ich probieren konnte, war auch wirklich gut. Aber der Run auf die Flaschen und die Preise, für welche diese Abfüllungen nun gehandelt werden, lassen mich nur noch den Kopf schütteln.  :o

Es gäbe noch einiges zu schreiben...
Eure Meinungen interessieren mich. Und es wäre toll, wenn wir das neue Jahr mit einem spannenden Austausch auf diesem coolen neuen Forum beginnen.  8)

Igor Stra-whiskey


dieb

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Antwort #1 am: 01. Januar 2021 16:24:32
Hallo Andy

Besten Dank für deine Gedanken. Ich habe wohl seit 20 Jahren noch nie sowenig neue Abfüllungen probiert wie im vergangenen Jahr. Daher kann ich bei vielem nicht mitreden. Die Aussage, dass vermehrt teure Abfüllungen gekauft werden, kann ich weder bestätigen noch widerlegen. Mir fällt aber auf, dass doch bei einigen Händlern Flaschen länger rumstehen, als in der Vergangenheit. Das mag einerseits am Preis liegen, der für mich insbesondere bei Islay Whiskies nicht mehr zu rechtfertigen ist, andereseits aber auch daran, dass man die Dinger nicht oder nur schwer probieren kann. Für mich war der Ardbeg, welcher ich blind für den Kalender gekauft habe, schon grenzwertig. Als Geldanlage hätte der sich aber sicher gelohnt. Jetzt, nachdem ich ihn probieren konnte, finde ich, dass er - verglichen mit vielem anderen, was von dieser Insel kommt - ein gutes Preis-Leistungsverhältnis hat.
Die Preisentwicklung ist für mich insbesondere darum nicht nachvollziehbar, da das Pfund ja tendenziell immer günstiger geworden ist. Die Nachfrage scheint aber immer noch so hoch zu sein, dass man immer noch höhere Preise abrufen kann.
Ich gehe davon aus, dass entweder die Preise eine Korrektur erfahren werden oder aber der Umsatz in Bezug auf die Anzahl der verkauften Flaschen weiter zurückgehen wird.
Auf der anderen Seite ist aber die Qualität der Abfüllungen m.E. in den letzten Jahren im Schnitt gestiegen. Es fehlen aber die ganz klaren Ausreisser nach oben; im Gegenzug gibt es aber auch viel weniger Ausreisser nach unten. D.h. die Qualität ist viel homogener geworden und hat sich bei einem Niveau unter der 90-Punkte-Marke eingependelt.
Leider hat sich aber auch das Geschmacksempfinden der Konsumenten verändert. Da hat die Whiskyindustrie einen richtig guten Job gemacht! Vieles, was vor Jahren noch als zu jung und unreif beurteilt worden wäre, wird heute als gut oder sogar sehr gut empfunden. Aktive Fässer vermögen da einiges zu kompensieren aber eben nicht alles. Eine längere Reifezeit kombiniert mit inaktiven Fässern bringen Komplexität und Strukturen die ich in modernen Whiskies häufig vermisse. Der Trend hin zu schnellerer Reifung wird aber kaum mehr umzudrehen sein und ich erwarte, dass wir auch in den nächsten Jahren immer noch jüngere Whiskies in den Regalen sehen werden. Das wird wahrscheinlich so weit gehen, dass auch die Unahängigen Abfüllungen ohne Altersangabe anbieten werden (müssen).
Ich hoffe nur, dass man in Schottland an den gesetzlichen Vorgaben bez. Reifung in Eichenfässern festhalten wird. Der Druck wird aber auch da steigen, da viele - ev. sogar alle (?) - andere Länder hier kaum Gesetze kennt. Gerade in der Schweiz gibt es ja da ein Vorreiter bez. beschleunigter Reifung mit Techniken, die ich nur erahnen kann. Für mich ist das ganz klar mit Gewinnmaximierung zu Lasten der Qualität verbunden.
Auf der anderen Seite wird der Trend weiter zu Secret-Distillery Abfüllungen, Teaspooned oder Blends gehen. Solche Destillate sind anscheinend bedeutend günstiger auf dem Markt erhältlich. Als Geniesser habe ich damit eigentlich kein Problem, da ich dadurch für weniger, bzw. gleich viel Geld zu besseren Whiskies komme. Was kümmert mich ein Teelöffel einer anderen Destillerie im Fass? Für Sammler und Anleger ist das dagegen sicher nicht oder nur bedingt interessant, da solche Whiskies kaum im Wert steigen werden. Was wiederum dazu führt, dass diese vermehrt die Whiskies mit Destillerienamen kaufen und die Preise dieser Abfüllungen weiter steigen werden.




Kilt73

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Antwort #2 am: 01. Januar 2021 19:40:57
Ich habe 2020 definitiv auch so wenig neue Whiskys probiert wie seit Jahren nicht. Als fleissiger Tastings- und Whiskyschiffbesucher fehlten mir die Möglichkeiten, Neues und Spannendes zu entdecken. Ich hoffe sehr,  dass es dann spätestens im Herbst/Winter 2021 wieder losgeht mit den bekannten Veranstaltungen.
Ausser ein paar wenigen Ausnahmen habe ich 2020 vor allem guten Trinkstoff gekauft, also Whiskys, die jetzt preislich alle noch im moderaten Segment (bis ca. 200.-) waren und zum baldigen Genuss gedacht sind. Die meisten konnte ich auch vorher privat oder im Shop probieren. Ich denke da vor allem an die neuen Abfüllungen von Markus Ramseyer und Christian Dully oder aus dem House of Single Malts bzw. Acla da Fans. Wie Bernhard schon angetönt hat, waren die Highlights nach oben eher rar gesät. Aber für mein Portemonnaie war das sicher nicht so schlecht...
Wie sich das weiter entwickeln wird mit den Preisen usw. werden wir sehen. Ich kann das zu wenig gut einschätzen. Spannende Destillerien wie Glen Scotia und Daftmill werde ich sicherlich weiterhin auf dem Radar haben. Na dfann lassen wir uns mal überraschen, was uns 2021 noch so bringen wird! :D