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Newsletter von "House of Singlemalts" vom 05.2022

dieb · 624

dieb

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Soeben habe ich den Newsletter von House of Singlemalts gelesen. Leider ist dieser noch nicht im Archiv auf deren Homepage aufgeschaltet: https://www.houseofsinglemalts.ch/shop/inhalt.php?content=newsletterarchiv

Darin schreibt Ivan wie es ihm ergangen ist, nachdem der neuen "Local Barley" von Springbank in der Schweiz verfügbar war. Ich kann dieses Dilemma gut nachvollziehen und es ärgert mich selber auch persönlich, da mit diesem neuen Release die Vollständigkeit meiner "Local Barley"-Sammlung Flöte gegangen ist. Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass Händler nicht an diese Spiel teilnehmen sollten. Sie kennen "hoffentlich" ihre Kunden gut genug und wissen, welchem Kunden sie eine solche Flasche übergeben können und wer sie nur für die schnelle Geldvermehrung kauft.
Was mich aber am Newsletter am meisten stört, ist folgende Aussage:

"Wir denken, die Geniesser sind gut beraten, sich hier langsam mit dem Gedanken anzufreunden, sich von Springbank (und anderen) zu trennen."

Ich denke, dass Springbank hier (fast) alles richtig macht. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen, wenn ihr Produkt so gehypt wird. Dadurch, dass sie bei dieser Abfüllung die Anzahl Flaschen von 8500 auf 15000 erhöht haben, wollten sie dieser Entwicklung sicher auch entgegentreten. Genützt hat es offensichtlich nichts. Ich befürchte ja, dass diese Entwicklung dazu führen wird, dass Springbank zukünftig selber einen Teil dieses Gewinns abschöpfen könnte, und die Preise selber erhöhen wird. Wenn dies die Händler machen, ist es doch auch mehr als legitim, oder?
Interessanterweise ticken hier die Uhrenhersteller teilweise ganz anders. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit in einem Interview gelesen, dass man bewusst eine bestimmte Serie nicht mehr länger herstellen wird und eine neue lancieren wird, damit die Kunden am Sekundärmarkt davon profitieren können.
Wenn das in der Whiskywelt Schule machen wird, heisst das, dass man nächstes Jahr nur noch 1000 Flaschen des Local Barleys auf dem Markt werfen wird und dafür die Preise schon einmal vervielfachen wird. Das wäre dann ein Grund, mich von Springbank verabschieden zu wollen.

Wo Springbank für mich einen Fehler gemacht hat, ist bei der Lancierung der ersten Charity-Abfüllung für die Ukraine (https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/206158/springbank-10-year-old). Damit haben sie leider erreicht, dass ein nicht unerheblicher Teil des Umsatzes, der damit auf dem Sekundärmarkt erziehlt wurde, nicht in die Ukraine geflossen ist. Natürlich kann man nun den Schimpfefinger zeigen und ein Fingerpointing auf die Käufer machen, die die Flaschen umgehend verhöckert haben. Nützen wird es wenig. Besser fand ich den zweiten Anlauf mit der Versteigerung des 21yo für die Ukraine. Mit dem Höchstgebot von 12.275£ ist am Sekundärmarkt, zumindest kurzfristig, wohl kaum mehr ein grosser Gewinn zu erzielen.



mad69

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Antwort #1 am: 04. Mai 2022 16:07:46
Ich denke, dass Springbank hier (fast) alles richtig macht. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen, wenn ihr Produkt so gehypt wird. Dadurch, dass sie bei dieser Abfüllung die Anzahl Flaschen von 8500 auf 15000 erhöht haben, wollten sie dieser Entwicklung sicher auch entgegentreten. Genützt hat es offensichtlich nichts. Ich befürchte ja, dass diese Entwicklung dazu führen wird, dass Springbank zukünftig selber einen Teil dieses Gewinns abschöpfen könnte, und die Preise selber erhöhen wird. Wenn dies die Händler machen, ist es doch auch mehr als legitim, oder?
Interessanterweise ticken hier die Uhrenhersteller teilweise ganz anders. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit in einem Interview gelesen, dass man bewusst eine bestimmte Serie nicht mehr länger herstellen wird und eine neue lancieren wird, damit die Kunden am Sekundärmarkt davon profitieren können.
Wenn das in der Whiskywelt Schule machen wird, heisst das, dass man nächstes Jahr nur noch 1000 Flaschen des Local Barleys auf dem Markt werfen wird und dafür die Preise schon einmal vervielfachen wird. Das wäre dann ein Grund, mich von Springbank verabschieden zu wollen.

Wo Springbank für mich einen Fehler gemacht hat, ist bei der Lancierung der ersten Charity-Abfüllung für die Ukraine (https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/206158/springbank-10-year-old). Damit haben sie leider erreicht, dass ein nicht unerheblicher Teil des Umsatzes, der damit auf dem Sekundärmarkt erziehlt wurde, nicht in die Ukraine geflossen ist. Natürlich kann man nun den Schimpfefinger zeigen und ein Fingerpointing auf die Käufer machen, die die Flaschen umgehend verhöckert haben. Nützen wird es wenig. Besser fand ich den zweiten Anlauf mit der Versteigerung des 21yo für die Ukraine. Mit dem Höchstgebot von 12.275£ ist am Sekundärmarkt, zumindest kurzfristig, wohl kaum mehr ein grosser Gewinn zu erzielen.

Bin hier absolut bei dieb. Springbank macht das nicht schlecht und 15000 Flaschen sind nicht gerade wenig.

Zudem habe ich eben gerade erfahren dürfen, dass sie im berüchtigten Cage aus den gleichen Gründen die Schrauben massiv anziehen mussten.
Nachdem v.a. auch viele Locals täglich die neuen Sachen abgeräumt haben, nur um sie direkt in die Auktionen weiterzugeben, gibt es nur noch eine Flasche pro Person und WOCHE zu kaufen!
Das ist natürlich schade für den Besucher, der vielleicht mal alle 2-3 Jahre nach Campbeltown kommt, in der Konsequenz aber nachvollziehbar. Aktuell stehen jeweils auch nur nich knapp 10 Flaschen hinter Gitter. Das reicht jetzt wieder für einen ganzen Tag, im Winter für eine ganze Woche!

Zum Charity Bottling diese Anekdote von direkt vor Ort:
zwei Koreaner sind nach Lancierung direkt eingeflogen, um sich diese Abfüllung zu sichern. Siehe oben waren sie offensichtlich wenig begeistert nur je eine Flasche zu erhalten….



Delinquent

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Antwort #2 am: 05. Mai 2022 12:05:11
Bei uns kann man zumindest noch ab und zu regulär Springbanks kaufen, in UK ist das schon fast ein Spiessrutenlauf.
Die Flippers und Anleger machen einem das Leben aktuell schon nicht einfach. Jeder für sich kann auf solche Angebote (vom Sekundärmarkt) verzichten und sollte sie meiden.  Aber auch so ist es krass wie die Preise überall anziehen, wie lange das wohl noch gut geht....?
Vielleicht bringen die Folgen der Corona Pandemie und der Ukraine Krieg etwas Entspannung in dem Markt... we'll see.

Habe z.Z. einen aktuellen 10er Springer offen - ich muss sagen, für einmal ist der Hype ja schon gerechtfertigt. Was die mit 10 Jahren rausbringen, schaffen viele mit weitaus älterem Stoff nicht - und das für (noch) wenig Geld.



Philipp

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Antwort #3 am: 06. Mai 2022 08:36:34
Bei uns kann man zumindest noch ab und zu regulär Springbanks kaufen, in UK ist das schon fast ein Spiessrutenlauf.
Die Flippers und Anleger machen einem das Leben aktuell schon nicht einfach. Jeder für sich kann auf solche Angebote (vom Sekundärmarkt) verzichten und sollte sie meiden.  Aber auch so ist es krass wie die Preise überall anziehen, wie lange das wohl noch gut geht....?
Vielleicht bringen die Folgen der Corona Pandemie und der Ukraine Krieg etwas Entspannung in dem Markt... we'll see.

Habe z.Z. einen aktuellen 10er Springer offen - ich muss sagen, für einmal ist der Hype ja schon gerechtfertigt. Was die mit 10 Jahren rausbringen, schaffen viele mit weitaus älterem Stoff nicht - und das für (noch) wenig Geld.

Ja, der Bruno versteht halt was von Whiskys (abgesehen von den Sherryplören)  ;) Beim Springer 10 bin ich absolut Deiner Meinung. Das ist ein hervorragendes Produkt für einen sehr guten Preis.

Ob die Preise für den Schnaps in nächster Zeit günstiger werden, bezweifle ich (leider) sehr. Ich befürchte die Getreideverknappung aufgrund des Krieges wird einige Auswirkungen haben...



Delinquent

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Antwort #4 am: 06. Mai 2022 11:39:44
Bitte!? Bin ich den nicht DIE Sherry Koryphäe? Oder warum nennt ihr mich so? War das alles VERARSCHE!?!?  ;D ;D ;D

Mal schauen, das was heute abgefüllt wird wurde ja noch "billig" produziert - also wenn die Preise wegen teurerem Strom/Getreide anziehen, dann dürfte das ja erst in 5-10 Jahren sein ;)
Ich frage mich halt schon, wie viele bereit sind 200CHF+ für 18y Whiskies zu bezahlen... irgendwann ist dieses Segment ausgeschöpft, in der CH sind es sicher mehr, aber schon in D wird viel mehr auf den Preis geschaut.
Bunnahabhain 18y ist bei 180 Fränkli angelangt... wer kauft das noch? Mädels wie wir hier sicher nicht, die Lager sind voll mit Besserem welches wesentlich günstiger war. Strange times.



Philipp

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Antwort #5 am: 06. Mai 2022 14:08:26
...

Mal schauen, das was heute abgefüllt wird wurde ja noch "billig" produziert - also wenn die Preise wegen teurerem Strom/Getreide anziehen, dann dürfte das ja erst in 5-10 Jahren sein ;)
Ich frage mich halt schon, wie viele bereit sind 200CHF+ für 18y Whiskies zu bezahlen... irgendwann ist dieses Segment ausgeschöpft, in der CH sind es sicher mehr, aber schon in D wird viel mehr auf den Preis geschaut.
Bunnahabhain 18y ist bei 180 Fränkli angelangt... wer kauft das noch? Mädels wie wir hier sicher nicht, die Lager sind voll mit Besserem welches wesentlich günstiger war. Strange times.

Und wieder hast Du recht. Wobei die Konsumenten haben sich zum Teil an die hohen Preise gewöhnt, jedenfalls hatte ich in Luzern das Gefühl, viel weniger über Preise diskutiert zu haben als auch schon.

Jedenfalls hoffe ich, dass es weiterhin bezahlbare und auch gute Whiskys geben wird. Sonst müssen wir halt unsere Gestelle abstauben und die Flaschen hervorsuchen. Es gibt auch Schlimmeres...



mad69

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Antwort #6 am: 08. Mai 2022 20:14:45
Passt in den Hype. Ich hoffe, dass der Käufer tatsächlich begriffen hat, dass er/sie hier auf ein Mini von 5cl bietet….

https://www.scotchwhiskyauctions.com/auctions/175-the-131st-auction/534739-macallan-fine--rare-1969-32-year-old-mini-5cl/

das wären dann um- und hochgerechnet knapp 75000 Franken für eine 70cl Pulle…..
« Letzte Änderung: 09. Mai 2022 11:36:49 von mad69 »



chlinatele

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Antwort #7 am: 12. Mai 2022 22:34:41
Das Thema beschäftigt uns in unserer Whisky Gruppe schon länger.....

Auch die Preise von Springbank sind das Dauerthema. Ich liebe Springbank. Mit dem 10ner hat meine Reise angefangen.
Aber lange rede kurzer Sinn die ganzen Diskussion bringen eh nichts, denn sie werden nichts ändern.

Die meisten haben noch einen kleinen oder grossen Stock zuhause oder werden sich mit dem 10ner begnügen müssen, denn die Preise für den Rest ist mir persönlich viel zu hoch. Ich trinke Springbank und sammle sie nicht.

Was ich hoffe ist, das die ganzen Spekulanten keinen gefallen an Kilkerran entwickeln. Die sind momentan noch bezahlbar auch wenn gewisse Händler schon auf die Idee gekommen sind die Preise künstlich anzuheben. Klar verstehe ich die Händler aber es stimmt mich auch traurig das man immer mehr für einen guten Dram ausgeben muss.

Wie schon von anderen erwähnt, muss man sich glaub wircklich auf die Suche nach "neuen" Destillerien machen die dem persönlichen Geschmack entsprechen.
Es wird hart aber die Reise bleibt trotzdem spannend und lehrreich........

Arran ist für mich noch ein gutes Beispiel. Noch zahlbar und immer sehr interessante sachen dabei...


Grüsse aus den Bündner Bergen....

Marco



Tauti

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Antwort #8 am: 30. Juni 2022 12:24:26
Ja der Ivan...

Korrespondenz beim Local Barley:

"Wir haben seit ein paar Tagen einige Flaschen Springbank an Lager und haben uns in den letzten Tagen den Kopf zerbrochen, wie und zu welchem Preis wir diese verkaufen und aufteilen sollen. Vom «normalen» Verkauf bei aufgerissener Flasche (um Spekulanten abzuschrecken) bis «marktübliche Raritäten-Preise» waren verschiedenste Versionen im Gespräch. Es fiel uns nicht leicht. Deshalb kommen wir auch erst jetzt damit…
Wir haben uns schliesslich für einen Mittelweg entschieden: Nach verschiedenen Kriterien ausgesuchten Kunden zu einem nur mittelgradig übertriebenen Preis eine Flasche zuteilen.
Du gehörst zu den Interessenten, die wir zuerst anschreiben. Möchtest du die Flasche Local Barley für CHF 350.00 haben?
Ich verstehe vollkommen, wenn du verzichtest, bitte aber auch für unsere Situation um Verständnis.
"

Kann man denken was man will. Doch meiner Logik nach, machte er das um Spekulanten abzuschrecken. Fair enough.

Als ich kürzlich den neuen Hazelburn 15 kaufen wollte, wurde mir von HoSM ein Preis von 190 CHF genannt. Damit deutlich über den anderen Händlern in der CH (ca. 140 CHF, aber leider schon vergriffen). Da ich annahm, dass Ivan nicht an Spekulanten verkaufen möchte, habe ich ihm angeboten, dass er mir die Flasche zu einem handelsüblichen Preis geben können und dafür die Cap aufreissen. Darauf wurde folgendes geantwortet:

"Wie ich im Newsletter geschrieben habe, müssen sich Geniesser wohl (zumindest vorläufig) mit dem Gedanken anfreunden, dass Springbank-Zeugs nicht mehr zum Trinken, sondern nur noch zum Anschauen ist… Leider…"

Ab diesem Zeitpunkt kann man mE einfach sagen, dass man kein Interesse mehr daran hat, Whisky an Konsumenten zu liefern.